Gewerbe & Verband 6/2019
Flexibles Gespann
Warum umständlich, wenn’s auch einfache Lösungen gibt? Das fragte sich vor einiger Zeit Hans-Ortwin Tolmien von der gleichnamigen Möbelspedition aus Norddeutschland. Das „Problem“: Bei einer normalen Anhängerkonstruktion, wie sie Möbelspediteure nutzen, lässt sich zwar einfach von einer Möbel-Wechselbrücke auf einen 20-Fuß-Container switchen. Die überschüssige Anhänger-Fläche, die man bei der Nutzung der verschiedenen Container mit dem Umzugsgut überwinden muss, bringt aber auch einige Nachteile mit sich.
Ob das nicht besser ginge, wollte Tolmien wissen, griff zum Telefon und fragte bei dem Fahrzeugbauer SOMMER GmbH nach einer Alternative. Die Ingenieure des Aufbauherstellers aus Laucha an der Unstrut in Sachsen-Anhalt ließen nicht lange mit Ideen für eine praktikablere Konstruktion auf sich warten. Seit Jahrzehnten bedient Sommer die Branche mit speziellem Equipment. Da sollte sich doch auch hier eine adäquate Lösung finden lassen.
Keine aufwendigen Sonderumbauten
„Wir haben einen Wechselanhänger konzipiert, der neben den Möbel-Wechselkofferaufbauten in 7,45 Meter langer Ausführung auch 20-Fuß-Container heckbündig transportieren kann, ohne das der Anhänger hinten über den Container übersteht“, erklärt Lars Hansen. „Die Lösung liegt im teleskopierbaren Heckunterfahrschutz. Bei dieser Bauweise entfallen damit die bisher getätigten aufwendigen Sonderumbauten wie zum Beispiel zwei zusätzliche Containerverriegelungsarme oder das sich in der Praxis nicht bewährte Überbauen des Anhängerhecks mit einem Abdeckblech“ erklärt der Sommer-Vertriebsleiter weiter.
Im Prinzip also eine simple Tüftelei: Die Hinterachse des Anhängertyps ein Stück nach vorne versetzen, den Heckunterfahrschutz aus- bzw. einfahrbar gestalten – fertig. Beim Einsatz von Wechselbrücken wird der Unterfahrschutz ausgefahren. Verwendet man einen kürzeren Container, lässt er sich mit wenigen Handgriffen einschieben. Der feuerverzinkte Rahmen soll durch seine Korrosionsfreiheit im Vergleich zu lackierten Rahmen für eine fast doppelt so lange Haltdauer sorgen. Weil der Rahmen geschweißt anstatt geschraubt ist, sei dieser besonders stabil und verbiegesteif, berichtet Hansen einzelne Details.
Leichteres Handling
Wie macht sich der Teleskop-Heckunterfahrschutz im Praxiseinsatz? „Hervorragend“, sagt Tolmien, der den Anhänger seit etwa zwei Jahren nutzt und als praxiserprobt weiterempfiehlt. Keine unnötige Fläche, ein besseres Handling und damit auch ein geringeres Unfallrisiko, schließlich muss das Umzugsgut nicht mehr mit zusätzlicher Kraftanstrengung über die überschüssige Fläche gehievt werden. Auch die Absturzgefahr sei laut Tolmien geringer, da ein Mitarbeiter, der von oben aus dem Container heraus mit anpackt, nicht Gefahr laufe, ins Leere zu treten und vom Fahrzeug zu fallen.
„Der Anhänger ist so konzipiert, dass man die Container nicht nur komfortabel beladen kann, sondern ein Fahrzeug durch den kleineren Wendekreis auch bequemer zu lenken ist.“ Er sei sich auf den ersten Blick sicher gewesen, dass dieser spezielle Aufbau auch für andere Spediteure interessant sein könne. Diese Vermutung sollte sich bestätigen: Bereits kurz nachdem er mit seiner neuen Konstruktion unterwegs war und sie anderen Kollegen vorgestellt habe, seien diese ebenfalls direkt überzeugt gewesen – was sich laut Vertriebsleiter Hansen unmittelbar in weiteren Bestellungen anderer AMÖ-Mitgliedsunternehmen geäußert habe.