Gewerbe & Verband 1+2/2019
Kurz gemeldet 1+2/2019
#1 Berufskraftfahrer mit „bekloppter Idee“ gewonnen
Nein, ein Casting á la „Deutschland sucht den was auch immer“ sollte es nicht werden, sagt Bernd Kruse. Aber der Geschäftsführer der Friedrich Kruse Möbelspedition in Schwerin weiß auch: „Manchmal braucht es bekloppte Ideen, um erfolgreich zu sein.“ So auch bei seiner Suche nach neuen Berufskraftfahrern. Beim Arbeitgeberservice der Bundesagentur für Arbeit habe er kostenlos einen Raum für ein Trucker-Frühstück gemietet, bei dem er die Teilnehmer für die Mitarbeit in seinem Betrieb motivieren und informieren wollte. Von den fast 20 zugesagten Personen seien letztlich fünf erschienen. Nach einem Imagefilm konnten ihn die Teilnehmer mit Fragen löchern, am Ende sollten sie entscheiden, ob sie bei Kruse als Berufskraftfahrer einsteigen wollen. „Zwei lehnten direkt ab, zwei wollten erst noch überlegen“, berichtet Kruse. „Einer hat uns noch vor Ort zugesagt und einen Arbeitsvertrag ab 1. Januar 2019 unterschrieben.“ Kruse meint, manchmal müsse man ungewöhnliche Wege gehen und „einfach etwas versuchen“. Doch auch wenn die Suche trotz geringer Ausbeute gut verlief: Bei der BA will er solche Aktionen nicht mehr starten. „In Zukunft machen wir das in unserem Betrieb, um noch intensiver in die Materie einsteigen zu können“, sagt Kruse. Apropos einsteigen: Seit geraumer Zeit fährt Kruses „Azubi-Truck“ durch Schwerin. ein 3,5-Tonner, der junge Leute auf das Ausbildungsangebot bei der Friedrich Kruse Möbelspedition aufmerksam machen soll. Auch so eine „bekloppte Idee“. Ob sie wirkt, wird sich zeigen.
#2 Kinder malen Weihnachtsgrüße für Schweinsteiger
Individuelle Weihnachtskarten anstatt den üblichen Kartenmotiven und Vorlagen wünschte sich im vergangenen Jahr Uwe Mayer, Geschäftsführer der Schweinsteiger Umzug und Logistik GmbH, für Freunde, Unterstützer und Geschäftspartner. Dass sein Wunsch in Erfüllung geht, dafür sorgten mit den Kindern der gemeindlichen Kindertagesstätte Frühlingsdorf ganz besondere Helferelfen. Die kleinen Künstler unterstützten die Idee tatkräftig und malten mit viel Liebe ihre ganz persönlichen Weihnachtsmotive. Zur Belohnung für ihre weihnachtlichen Motive ließ Schweinsteiger den „Frühlingsdorflern“ eine großzügige Spende zukommen. Jetzt bringen die Geschichten in den neu angeschafften Kinderbüchern die Augen der Kinder zum Leuchten.
#3 Göllner feiert 85. Geburtstag
Werner Göllner hat am 20. Dezember seinen 85. Geburtstag gefeiert – und blickte an seinem Ehrentag auf eine bewegtes Leben zurück. Der 1933 geborene Vollblutspediteur trat im Alter von 16 Jahren in das elterliche Unternehmen ein, das neben der Spedition auch einen Kohlen- und Mineralölhandel betrieb. Über Jahrzehnte hinweg entwickelte er das internationale Logistikunternehmen aus Nienburg zu einer über Niedersachsens Grenzen hinaus bekannten Größe. Die Göllner-Gruppe sorgt heute mit rund 280 Mitarbeitern, 70 Lkw und Niederlassungen unter anderem in Litauen, Lettland sowie Russland und der Ukraine für Bewegung weltweit. Mit großem Einsatz brachte er sich in die AMÖ ein: Bereits 1961 besuchte er mit seiner Frau erstmals die Jahrestagung in Bremen. 2011 in Kassel wurde Stammgast Göllner vom damaligen AMÖ-Präsidenten Gert Hebert für seine fünfzigste Teilnahme geehrt. Viele Jahre war er außerdem tatkräftig im AMÖ-Technikausschuss tätig, unter anderem als Vorsitzender. Für sein soziales Engagement wurde Göllner im Jahr 2012 das Bundesverdienstkreuz verliehen.
#4 Fels fährt jetzt elektrisch
Für Nachhaltiges Wirtschaften wurde die Fachspedition Fels 2007 und 2012 von der Stadt Heidelberg ausgezeichnet. Nun beschloss das Familienunternehmen den Einstieg in die nachhaltige Mobilität und ergänzt den Fuhrpark seit Ende des Jahres 2018 mit einem Elektrofahrzeug. Damit will die Spedition Fels einen weiteren Meilenstein in Sachen Nachhaltigkeit setzen.
Der E-Smart fährt emissionsfrei, denn der benötigte Strom wird von der Photovoltaikanlage geliefert, die auf den Dächern der Spedition montiert ist und im Jahr gut 285.000 Kilowatt pro Stunde Strom produziert. Genutzt wird das Elektroauto von den Mitarbeitern für Kundenbesuche und Besichtigungstermine in Heidelberg und Umgebung.
Bei der Ladetechnologie nutzt Fels die Wallbox der Heidelberger Druckmaschinen. „Mit den Heidelberger Druckmaschinen verbindet uns eine gelebte Partnerschaft, da war es für uns selbstverständlich, bei der Ladetechnologie darauf zurück zu greifen. Wir sind begeistert von der hohen Qualität der Box, die auch Outdoor optimal nutzbar ist. Sie lädt schnell, sicher und akkuschonend“, erklärt Betriebsleiter Jürgen Reising.
Fels ist ein Umzugsdienstleister mit zahlreichen Kunden in der Metropolregion Rhein-Neckar. Neben Maschinentransporten gehören auch Büro- und Privatumzüge zum Portfolio des Familienunternehmens. Neben den beiden Auszeichnungen für Nachhaltiges Wirtschaften bekam Fels vom Land Baden-Württemberg außerdem den LEA-Preis als beispielhaftes Unternehmen verliehen.
#5 Flüchtlinge als Auszubildende gut integriert
Nachdem der Betriebsverlagerer Harder Logistics in den vergangenen zwei Jahren trotz erheblichen Engagements an den bürokratischen Hürden gescheitert war, Flüchtlinge als Auszubildende einzustellen, hat das Unternehmen nun eine Lösung gefunden, den Nachwuchs zu fördern und zu integrieren. Für das Ausbildungsjahr 2018 stellte der Neu-Ulmer Mittelständler erstmals drei Asylbewerber ein. Vier weitere erhielten einen befristeten Arbeitsvertrag.
„Die jungen Menschen sind hochmotiviert und haben sich gut in das bestehende Team eingegliedert. Demzufolge freue ich mich, dass alle ihre Probezeit bestanden haben“, sagt Marcello Danieli, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmen. Zuvor lernten die Auszubildenden das Unternehmen während eines dreimonatigen Praktikums kennen.
Wie Danieli berichtet, blieben in den vergangenen zwei Jahren blieben die fünf gewerblichen Ausbildungsplätze unbesetzt, obwohl sich schon damals geeignete Bewerber unter den Flüchtlingen befunden hätten. Grund war die unterschiedliche Handhabung der 3+2-Regelung in den einzelnen Regionen. Dabei hatte die für die Firma Harder Logistics zuständige Behörde die Einstellung erschwert. „Um die Asylbewerber in die Ausbildung zu bringen, haben wir nun einen anderen Verwaltungsweg beschritten, der sich als lösungsorientierter erwiesen hat“, berichtet Danieli. „Wir sind uns bewusst, dass unser Beitrag angesichts der 15.000 offenen Lehrstellen in Bayern nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Doch wir sind davon überzeugt, dass solche Geschichten insbesondere Klein- und Mittelständler ermutigen können, die Initiative zu ergreifen.“
Für Danieli hat es sich ausgezahlt, dass er nicht aufgegeben hat. Inzwischen ist er Träger des mit 50.000 Euro dotierten „Werner-Bonhoff-Preis-wider-den-§§-Dschungel 2018“. „Unsere Auszeichnung seht stellvertretend für viele engagierte Mittelständler, die mit ihrer praxisorientierten Herangehensweise ein wichtiger Motor unserer Wirtschaft sind. Dieser Preis hat unter anderem dazu beigetragen, das mediale Interesse auf dieses aktuelle Zukunftsthema zu lenken und Diskussionen anzustoßen“, lautet Danielis Fazit.