Gewerbe & Verband 9/2019
VSL "so gar nicht formal"
Auch ein diesem Jahr war die Auszeichnung der besten Auszubildenden in den Berufen der Verkehrswirtschaft wieder ein echtes Highlight. Die dicht auf der Bühne gedrängten erfolgreichen Ausgebildeten haben Qualität und Nachwuchssicherung der Branche sichtbar gemacht, ganz persönlich und überaus sympathisch. Die jungen Menschen in Esslingen haben der „Fachkräftesicherung“ Gesicht und Motivation gegeben. Herzlichen Glückwunsch den frisch Ausgebildeten zu den tollen Leistungen und dem VSL zu dieser tollen Einbindung der jungen Menschen in die Branche!
Dass eine Mitgliederversammlung nicht nur ein Abarbeiten von Formalien sein muss, belegt der Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg e.V. aber auch darüber hinaus eindrucksvoll seit vielen Jahren. Auch in diesem Jahr hat der VSL mit seiner Mitgliederversammlung einmal mehr ein Zeichen gesetzt. Ein hervorragender Rahmen zum Austausch der Mitglieder untereinander, oder der Zeit angepasst zum Netzwerken, Formalien, deren Bearbeitung in der Wahrnehmung so gar nicht formal waren, und mit Professor Franz Josef Radermacher ein Redner als Highlight, der sich kritisch, aber konstruktiv zum beherrschenden Thema unserer Zeit, dem Klimawandel und dem daraus abgeleiteten energiepolitischen Konzepten befasst hat.
Energie steht für Wohlstand
Das Mitglied des Club of Rome hat keinen Zweifel aufkommen lassen, dass ein „weiter so“ kein Weg ist. Wenn wir, gemeint ist die Bevölkerung des Globus, so weitermachen, wird das unzweifelhaft Auswirkungen auf das Klima haben, mit allen dramatischen Konsequenzen. Allerdings hat er genauso aufgezeigt, dass die deutsche Form der Energiewende, mit der der Klimawandel aufgehalten werden soll, eben gerade kein sinnvoller Weg ist. Zumal die Bevölkerungszahl weltweit rasant weiter wächst und der CO2-Ausstoß weltweit steigt, während der deutsche Anteil am weltweiten Ausstoß im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegt.
Energie ist die Voraussetzung für gesellschaftlichen Wohlstand. Deswegen muss Energie auch verlässlich verfügbar sein und zu vernünftigen Preisen zur Verfügung stehen. Mit dem deutschen Ansatz der Windenergie und der Mobilitätswende zur Elektromobilität wird das nicht gelingen. Denn im gleichen Maß, wie der Ausbau der Windenergie voranschreitet, wird das gleiche Maß an Reservekapazität konventioneller Kraftwerke benötigt, um deren Schwächephasen auszugleichen. Ein denkbar teurer Ansatz! Und auch in der Mobilität sieht Radermacher die Lösung nicht in der Elektrifizierung. Die Kosten sind enorm, zum einen, weil der Strom aus den genannten Gründen immer teurer wird, zum anderen, weil die auf Verbrennung basierenden Mobilitätsträger komplett ausgetauscht werden müssten. Sinnvoller sei es deswegen, nach Lösungen zu suchen, die eine emissionsarme oder sogar emissionsfreie Nutzung der Verbrennungsmotoren möglich machen. Eine Lösung hierzu könnte in der Nutzung von um Kohlenstoff angereichertem Wasserstoff liegen.
Bei Nachhaltigkeit sollte auch der Rest wer Welt nicht vergessen werden. Unsere Form der Energiewende ist nicht nur teuer, nicht zu vergessen sind die Auswirkungen auf Staaten, deren Volkseinkommen maßgeblich von der Lieferung fossiler Energieträger abhängt. Weite Teile der Welt würden massiv destabilisiert, wenn diese nicht alternative Wirtschaftszweige entwickeln können. Mit der Produktion von Wasserstoff mit Hilfe der Solarenergie wäre das in vielen dieser Länder möglich. Dazu wären zwar auch gewaltige Investitionen erforderlich, im Vergleich zu den derzeitigen Plänen und mit Rücksicht auf Entwicklungsmaßnahmen in der Welt wären diese aber erheblich besser angelegt, als der Versuch, mit einer sagenhaft teuren Energiewende in Deutschland das Weltklima zu retten.
Dieser Vortrag war nicht nur einmal mehr ein echtes Highlight, sondern bot den Anwesenden auch im Anschluss reichlich Gesprächsstoff und erkennbare Bereitschaft, sich auch in die gesellschaftliche Diskussion einmischen zu wollen.